Wochenbrief #1 – Sonne satt und Schnee soweit das Auge reicht!

30.11. – 09.12.2012

von Katharina

 

Blick in den Spiegel

Unsere erste Woche an der Kohnen Station inmitten des ewigen Eises der Antarktis ist vorüber. Es ist Zeit einmal in den Rückspiegel zu blicken um die ersten Eindrücke Revue passieren zu lassen.

Am Freitag, dem 30. November 2012 um 5:30 UCT, ist die gesamte CoFi-Crew mit der Ilyushin, dem russischen Transportflugzeug, in Novolazarevskaya (Novo) gelandet. Nach dreistündigem Umladen der gesamten tonnenschweren Ausrüstung, war aufgrund des ziemlich windigen Wetters, noch Zeit für ein kleines Frühstück in der hiesigen Messe und ein Nickerchen in den Stationscontainern.

Als das Wetter sich besserte, wurden wir auf zwei kleine Basler BT-67 (DC3) Flugzeuge aufgeteilt und es ging ab zur 700 km entfernten Kohnen- Station. Gleich nach dem Start wurde jedem die enorme Größe der Antarktis bewusst. Beim Blick aus dem Fenster war nur die schier endlose Weite des Kontinents zu sehen. Einfach nur weiß. Bis zum Horizont.

Novo Station und die 2 Basler Flugzeuge

Die ersten Tage nach Ankunft auf knapp 3000 m Höhe, bei Temperaturen zwischen –25°C und -38°C waren nicht einfach. Gerade die Anpassung an die Höhe war mitunter schwierig. So mancher hatte Probleme mit latenten Kopfschmerzen. Wichtig war es immer viel zu trinken. Den meisten blieben größere Qualen zum Glück erspart, aber so richtig leistungsfähig fühlte sich niemand von uns!

Trotz aller Widrigkeiten musste dennoch unsere Ausrüstung verstaut werden. Schier unendlich viele Kisten und Kästen, die mit insgesamt 4 Flügen zur Kohnen-Station transportiert wurden, mussten von A nach B geschleppt werden. Da kam so mancher schnell aus der Puste!

Kohnen Station nach Ankunft

Kohnen Station nach Ankunft

Abends freute man sich, bei hellem Sonnenlicht völlig ohne Zeitgefühl ins Bett zu fallen. Doch der Schlaf war anfangs leider auch nicht immer allzu erholsam. Gerade an das ständige Licht musste man sich gewöhnen.

Mittlerweile ist alles an seinem Platz und es können die wissenschaftlichen Arbeiten begonnen werden. Der erste Firnkern B40 wird gebohrt, tägliche Schneeproben werden genommen, Schneeoberflächen untersucht, Firnluft analysiert und weitere Messstationen für die Firnkerne werden noch vorbereitet und optimiert (wie bereits in unseren Tagesberichten zu lesen war und sein wird).

Katharina untersucht die Oberflächen von Schneeproben

Katharina untersucht die Oberflächen von Schneeproben

Ein Highlight ist immer wieder das Graben von Schneeschächten. Diese können mehrere Meter tief und bis zu 10 Meter lang werden. Im Schacht werden dann unterschiedlichste Messungen vorgenommen. Lustige Schattenspiele entstehen dabei ganz nebenbei.

Schattenspiel im Schneeschacht

Schattenspiel im Schneeschacht

Eine erleichternde und auch interessante Beobachtung konnte ich am fünften Tag hier oben machen. Der erste Morgen ohne Kopfschmerzen mit einer vorausgehenden Nacht ohne unfreiwilligen Nachtspaziergang durch die Kälte. Ein Traum! Das interessante daran – es ging fast allen so! Der fünfte Tag scheint eine magische Schwelle zu sein. Allen ging es besser und es herrschte eine erleichterte gute Stimmung!

Einlass der Schneeschmelze auf der Station

Einlass der Schneeschmelze auf der Station

Die tägliche Arbeit besteht allerdings nicht nur aus Wissenschaft. Essentieller Bestandteil unseres Überlebens inmitten des antarktischen Eises ist die Schneeschmelze, welche uns mit frischem Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen versorgt. Täglich müssen wir fleißig Schnee schippen, damit die Schmelze nicht leer wird. Bis zu 4-mal täglich.

Samstag war der erste Tag an dem Wolken aufkamen und vor allem ein eisiger Wind von 20 Knoten herrschte. Durch den Windchill war die gefühlte Temperatur selbst am Tag unter -40°C. Da wurden nicht nur unsere Nasen rot.

Die Arbeiten im Feld mussten gegen Mittag durch die Kälte und vor allem auch wegen der Schneedrift unterbrochen werden. Bei diesen Temperaturen bedarf es guter und warmer Ausrüstung. Ohne diese wäre es nicht möglich hier in der Antarktis über längere Zeit zu überleben. Jedermanns Favorit ist der rote AWI Overall und die orangenen Polarstiefel.

Zum Feierabend steht die Sonne etwas tiefer und taucht die Station in ein wunderbares Abendlicht. Da sitzt man dann gern auf dem Balkon der Kohnen-Station und lässt die Seele etwas baumeln. Die Sonne gibt uns Kraft und belohnt uns für die anstrengende Arbeit. Dann freut man sich schon wieder auf den nächsten Tag in der kalten, endlosen aber trotzdem schönen Antarktis.

Auf dem Balkon der Station

Auf dem Balkon der Station